Community Nurse, es wäre eine Chance!

Im Blog-Beitrag vom 14. September 2021 Förder-Call Community Nurse! hat conSalis auf die Chance hingewiesen, dass sich Gemeinden in ihrer Verantwortung für das Wohlergehen, insbesondere ihrer alten Mitbürger:innen, mit einer Pflege-Fachkraft verstärken können.
Für die Umsetzung von Community Nursing stehen gemäß dem österreichischen Aufbau- und Resilienzplan EUR 54,2 Mio., bereitgestellt von der Europäischen Kommission, im Projektzeitraum 2022-2024 zur Verfügung.

Ergebnis des Förder-Calls, österreichweit erhalten 123 Projekte für insgesamt 192 Community Nurses einen Fördervertrag (GÖG; abgefragt 14.6.22), darunter anfänglich ausgewiesen die Salzburger Gemeinden Bergheim, Leogang, Fusch, Thalgau und Hallein sowie im März und Mai noch hinzugekommen, über den Regionalverband Pinzgau, Dienten, Lend, Rauris, Taxenbach, Maishofen, Saalach-Hinterglemm, Viehhofen, Lofer, St. Martin, Unken und Weißbach. 

Das Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat den Förder-Call auf das Initiieren von Pilotprojekten zu Community Nursing ausgelegt, sodass aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen Grundlage für weitere Änderungsprozesse in der Versorgungslandschaft geschaffen werden (Factsheet zu Community Nursing; S.2). Allerdings waren, so ist aus Gemeinden zu hören, die Gemeinden mit der Entwicklung von Pilotprojekten teils überfordert, sodass sich deren umfangreichen Einreicharbeiten als vergeblich erwiesen, sich Gemeinden mit bereits etablierten Strukturen durchsetzten oder die Projekte direkt ,oder indirekt über Regionalverbände, in die Hände der Pflege-Trägerorganisationen übergeben wurden (entsprechend der Darstellung auf der Tagung „Altern im Sozialraum“ stellt das Salzburger Hilfswerk 13 der 16 Community Nurses im Bundesland Salzburg).

So ist zu befürchten, dass sich Community Nursing zu einer weiteren Pflege-Versorgungsleistung entwickelt, wenn auch begrüßenswert mit verstärkt präventivem Charakter. Die Ausschreibung des Auftrags Rahmenvereinbarung für Pflegedienstleistungen Community Nurse des Regionalverbands Pinzgau nährt diese Vermutung.

Die immer größer werdende Herausforderung der Einbindung, Betreuung und Pflege der steigenden Zahl an alten Mitbürger:innen löst sich aber nicht durch ein zusätzliches Angebot. Es braucht die Entwicklung des Zusammenspiels der amtlichen Gemeinde, der informellen Gemeinde (freiwilligen Netzwerke, Nachbarschafts-Initiativen, udgl.; sofern nicht etabliert, gilt es diese aufzubauen) und der professionellen Leistungsanbietenden – unter der Führung und Verantwortung der amtlichen Gemeinde und mit Partizipation der Bevölkerung, insbesondere der alten Mitbürger:innen. Die amtliche Gemeinde meistert diese Aufgabe nachhaltig, wenn sie die Verantwortung in ihren Organisationsstrukturen verankert und dafür erforderliche Fachkompetenz intern sicherstellt.

Einige Kommunen sind mit Sozialarbeit-Kompetenz bereits gerüstet, die Community Nurse mit ihrer Pflege-Fachkompetenz ist dazu die optimale Ergänzung. Sie bringt das Wissen über physische und auch psychische Gesundheit, die mit dem Altern einhergehenden Beeinträchtigungen mit, sie kann den Menschen aufsuchend und begleitend mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das gemeinsame Wirken der Sozial-Arbeit- und Pflege-Fachkompetenzen ist das Fundament.

Fundament für eine Kommune, in der das Amt, gemeinsam mit dem gestärkten Informellen, alle für die alternde Bevölkerung relevanten Aspekte (und hier geht es um viel mehr als um Pflege) diesen gerecht werdend gestaltet. Dabei spielen die professionellen Leistungserbringenden und die Vernetzung mit anderen Gemeinden eine wichtige Rolle. Die Gemeinde ist eine „Caring Community“, eine umsorgende Gemeinschaft.

Die Community Nurse ist für die Gemeinde in ihrer Verantwortung für die alten Menschen eine wertvolle Ressource. Sie kann aber nur ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie in der amtlichen Gemeinde beheimatet wird, wenn sie in enger Zusammenarbeit mit einer Sozialarbeit-Fachkraft agiert und wenn die Gemeinde als Ganzes die Herausforderungen des immer größer werdenden Anteils alter Mitbürger:innen annimmt, es zu ihrer Agenda macht. 

Community Nursing ohne eine begleitete Gemeinde-Entwicklung ist eine vertane Chance. 

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Foto: © In-Press Photography

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