Eine steirische Gemeinde plant in die Zukunft
Ein Bericht von Günther Marchner
Neue Wege der Unterstützung im Alter als Herausforderung
Auch in der steirischen Gemeinde Bad Mitterndorf steigt der Anteil an älteren Menschen stetig an. Damit geht auch ein wachsender Bedarf an Unterstützung für ältere Menschen einher. Einerseits geht es für ältere Menschen darum, möglichst lange selbständig leben, gesund bleiben und am sozialen Leben teilhaben zu können. Andererseits gibt es einen wachsenden Pflege- und Betreuungsbedarf.
Bei älteren Gemeindebürgerinnen und –bürgern besteht vielfach der Wunsch, die Gemeinde bei Pflegebedarf wenn möglich nicht verlassen zu müssen. Die Gemeinde sieht den Aufbau von Unterstützungsangeboten im Alter auch in Verbindung mit der Erhaltung von Versorgungsstrukturen und der Förderung des sozialen Lebens in den einzelnen Ortsteilen.
Die Gemeinde ist mit vielen Fragen konfrontiert: Was braucht es, damit ältere Menschen gesund und aktiv bleiben und am sozialen Leben teilhaben? Welche zukünftigen Pflege- und Betreuungsangebote braucht es und kann es „vor Ort“ geben? Welche Angebote für betreubares Wohnen? Wie können pflegende Angehörige besser unterstützt und entlastet werden?
Die Gemeinde Bad Mitterndorf plant daher in die Zukunft. Sie möchte die Bewältigung dieser Herausforderungen so gut wie möglich selbst gestalten. Eine lokale Projektgruppe, koordiniert von Günther Marchner, entwickelte im Rahmen eines vom Land Steiermark geförderten Planungsprojekts ein Zukunftskonzept für die Gemeinde. Zur Projektgruppe gehören ein lokaler Architekt, die Vorsitzende des Sozialausschusses der Gemeinde, zwei aus der Gemeinde stammende Expertinnen aus dem Sozial-, Pädagogik- und Pflegebereich sowie ein Finanzexperte einer lokalen Bank. In die Konzeptentwicklung waren darüber hinaus punktuell die Pflege- und Alternsexpertin Sonja Schiff (fachliche Beratung) sowie Armin Mühlböck (Fragebogenaktion) und Bernhard Jenny (Medien) einbezogen.
Ausgangssituation und Bedarf
Demografische Daten zur Gemeinde Bad Mitterndorf zeigen folgendes Bild: Der Anteil von Menschen über 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung steigt stetig an. Im Jahr 2019 betrug dieser 23,5%. Die Bevölkerungsprognose für 2030 geht von einem Anteil der ab 65-Jährigen von 28,8% aus. Der Anteil an Ein-Personen-Haushalten in der Gemeinde steigt an. 2018 betrug dieser rund 36% aller Haushalte. Davon waren rund 44 % über 65 Jahre alt. Fazit: Aufgrund der Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung wird es mehr gesundheitsfördernde und soziale Angebote und mehr Unterstützungs- und Betreuungsleistungen für eine wachsende Anzahl an, vielfach auch alleinstehenden, älteren Menschen brauchen.
Eine Erhebung (Gesprächsrunde, Fragebogenaktion) in der Gemeinde kam zu folgendem Ergebnis:
- Es besteht ein Bedarf an betreubarem Wohnen. Dafür spielen zentrale Lage, soziale Kontakte, kurze Wege und gute Versorgung eine wichtige Rolle.
- Es braucht mehr Gesundheitsförderung, Aktiv- und Sozialangebote für ältere Menschen.
- Freiwillige Unterstützungsangebote für ältere Menschen und ihre Familienangehörigen haben große Bedeutung.
- Der Bedarf für tageweise externe Betreuung von Pflegebedürftigen („Tageszentrum“) ist möglicherweise dringend.
- Es braucht mehr Information zu Gesundheit, Pflege und anderen Unterstützungsangeboten im Alter.
Das auf Basis der Strukturdaten und der Bedarfserhebung in mehreren Workshops entstandene Zukunftskonzept „Gut Leben und Wohnen im Alter“ für die Gemeinde Bad Mitterndorf umfasst drei Schwerpunkte:
1. Betreubares Wohnen und Pflegeangebote
- Betreubares Wohnen im Zentrum von Bad Mitterndorf sowie in anderen Ortsteilen
- Ein Tageszentrum
- Wenn realisierbar: eine Pflege-Wohngemeinschaft
- (Mobile Pflegeangebote wie bisher)
2. Gesundheits- und Sozialangebote für alle
- Ein Gemeinschafts- und Veranstaltungszentrum im Ortszentrum inkl. Gesundheitsdienstleistungen und Gastro-Bereich sowie kleinere Gemeinschaftsorte in anderen Ortsteilen
3. Umsorgende Gemeinschaft – Ein Netzwerk für Unterstützung im Alter
- Information und Beratung und die Koordination aller Angebote zur Unterstützung im Alter in der Gemeinde
- Angebote und Dienstleistungen für Gesundheitsförderung, Bildung, Freizeit- und Gemeinschaftsaktivitäten durch ehrenamtlich Tätige und Vereine
- Ein professionelles Pflege- und Betreuungsangebot
Nun geht es für die Gemeinde darum, auf Grundlage eines des vorliegenden Konzepts (inklusive planerisch-architektonischer Szenarien und erster Einschätzungen für Investitions- und Betriebskosten) einen sicher längerfristigen Weg in Richtung Umsetzung und Implementierung (Suche nach Investoren und Betreibern, Aufbau eines lokalen Netzwerks, Abstimmung mit Behörden und öffentlichen Fördergebern usw.) zu starten.