Seit 2019 zählt auch conSalis zu den ca. 400 Gemeinwohl-Bilanzierer*innen, wovon die Hälfte davon in Österreich ist. Gemeinsam mit drei anderen Unternehmen, Hotel Capri (Wien), Foto Flausen (Salzburg) und Baumeister Thoma (Eben/Salzburg) hat sich conSalis im vergangenen Halbjahr unter der kompetenten Leitung von Sabine Lehner (Markenwerkstatt Salzburg) einem Gemeinwohlprozess unterzogen.
Laut der Vision der Initiative (https://www.ecogood.org/de/vision/ bezeichnet die „Gemeinwohl-Ökonomie“ ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist. Sie versteht sich als ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene. In wirtschaftlicher Hinsicht geht es um eine lebbare, konkret umsetzbare Alternative für Unternehmen verschiedener Größen und Rechtsformen. Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung von Unternehmenserfolg werden anhand gemeinwohl-orientierter Werte definiert. In politischer Hinsicht versteht sie sich als ein Motor für rechtliche Veränderung. Ziel des Engagements ist ein gutes Leben für alle Lebewesen wie auch den Planeten, unterstützt durch ein gemeinwohl-orientiertes Wirtschaftssystem. Als zentrale Werte dafür gelten Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung. In gesellschaftlicher Hinsicht handelt es sich um eine Initiative der Bewusstseinsbildung für Systemwandel, die auf dem gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler Menschen beruht. Grundsätzlich geht es um einen ergebnisoffenen, partizipativen, lokal wachsenden Prozess mit globaler Ausstrahlung.
Die Genossenschaft conSalis hat per se einen hohen Bezug zum Thema Gemeinwohl. Die Arbeit der vier conSalis GenossenschafterInnen basiert auf einem Wertekanon, der sich an Chancengleichheit für Alle, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Anerkennung von Vielfalt und Unterschiedlichkeit orientiert. Dieser im Mission Statement dargelegte Wertekanon prägt wesentlich die Auswahl der Entwicklungs-, Beratungs- und Forschungsprojekte, die inhaltliche Ausrichtung der Projekte, wie auch deren methodische Gestaltung in Form von primär qualitativer, partizipativer Orientierung, aber genauso auch die Gestaltung und die Kooperationen des conSalis-Netzwerks. Vor diesem Hintergrund war es naheliegend, diese Haltung im Rahmen eines Gemeinwohlprozesses zu reflektieren. Dieser hohe Bezug spiegelt sich auch im Ergebnis des Prozesses wider. Das Testatergebnis von insgesamt 518 von 1000 möglichen Punkten kann sich sehen lassen, allerdings gibt es Verbesserungsbedarf, an dem in den kommenden Jahren gearbeitet werden kann.
Konkret bestand der Prozess in der detaillierten Dokumentation von Aktivitäten der conSalis-GenossenschafterInnen zu insgesamt 20 Gemeinwohlthemen, die den zentralen Werten Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung zugeordnet werden. In detaillierter Weise wird dabei anhand eines vorgegebenen Fragekatalogs die jeweils eigene Gebarung in Bezug auf die wesentlichen „Berührungsgruppen“ eines Unternehmens, KundInnen, LieferantInnen, MitarbeiterInnen untersucht. Des Weiteren wurden auch auch die Produkte bzw. Dienstleistungen – Entwicklung, Beratung, Coaching, Begleitung, Forschung – auf ihre Gemeinwohlorientierung hin überprüft. Obwohl conSalis bereits viele gemeinwohlorientierte Aspekte in ihre Arbeit integriert, war es doch spannend, sich diesbezüglich systematisch kritisch zu reflektieren und dabei auch Ansätze für Verbesserungen zu orten; etwa in der Überprüfung der Gemeinwohlorientierung von LieferantInnen, wie etwa Banken oder Versicherungen, der Mobilität oder auch hinsichtlich der eigenen Gesunderhaltung.
Einen wesentlichen Bestandteil des Prozesses stellt das Ausfüllen der Gemeinwohl-Matrix (Testat) dar, bei dem in einem gemeinsamen, partizipativen Prozess im Sinne eines gegenseitigen Peer-Review-Verfahrens Gemeinwohl-Punkte hinsichtlich der Gebarung/Aktivitäten zu den jeweiligen Gemeinwohlthemen vergeben werden.
Der schlussendlich entstandene conSalis-Bericht inklusive des Testats, der von einer externen Evaluation überprüft und positiv bewertet wurde, führte zur Gemeinwohl-Bilanz. Nun gilt es mit den Ergebnissen zu arbeiten, in ein paar Jahren muss das Testat nämlich erneuert werden. Für uns als Genossenschaft war dies auf jeden Fall ein wichtiger – auch integrativer – Schritt in Hinblick auf die jeweils eigene wie auch unternehmensbezogene Weiterentwicklung.
Erika Pircher