In kleineren Gemeinden liegen die Partizipationsraten höher als in größeren Gemeinden. Dieser Zusammenhang wurde wiederholt nachgewiesen, auch in der Untersuchung für die Salzburger Gemeinden, die ich gemeinsam mit Reinhard Heinisch gemacht habe. Das höhere relative Gewicht der einzelnen Stimme in kleineren Einheiten und die leichte Überschaubarkeit des unmittelbaren Lebensumfeldes, sei es hinsichtlich der politischen Akteure oder sei es hinsichtlich der politischen Vorgänge, wirken sich günstig auf die Beteiligung bei Gemeindewahlen aus. Wir konnten zudem herausfinden, dass sich eine stärker diversifizierte lokale Gesellschaft ungünstig auf das Partizipationsverhalten in Gemeinden auswirkt, wenngleich sich dieser negative Effekt in kleineren Gemeinden deutlich weniger stark auswirkt.
Im Rahmen meines politikwissenschaftlichen Forschungsschwerpunktes beschäftige ich mich mit der Demokratie in Gemeinden. Die lokale Ebene ist deshalb so spannend, weil diese als „Schule der Demokratie“ und als „Legitimationszentrum“ für die übergeordneten politischen Ebenen Bedeutung hat. So haben die Gemeinden auch eine wichtige Funktion bei der Förderung der allgemeinen demokratischen Entwicklung. Geht es dann ganz konkret um die Beteiligung bei Gemeindewahlen sind allerdings große Unterschiede zwischen den Gemeinden beobachtbar, die in einem ansonsten relativ homogenen regionalen Umfeld liegen.
Es gibt ein Nebeneinander von Gemeinden mit reger Beteiligung und solchen mit viel niedrigeren Partizipationsraten. Im österreichischen Bundesland Salzburg, dem Gegenstand der Untersuchung, die ich mit meinem Kollegen Reinhard Heinisch gemacht habe, liegt die Wahlbeteiligung bei Gemeindewahlen zwischen rund 70% und fast 100%. Wie können nun diese großen Schwankungen erklärt werden? Ein wichtiger Ansatz dabei ist die Größe der Gemeinden.
In Studien unter dem Titel „Size and Democracy“ wird argumentiert, dass für kleinere politische Einheiten eine höhere Wahlbeteiligung zu erwarten ist. Empirische Tests der „Gemeindegröße“ haben auch vielfach gezeigt, dass die Einwohnerzahl einer Gemeinde die Wahlbeteiligung signifikant beeinflusst. Neuere Messungen in der Schweiz, in Norwegen, in Dänemark und in den Niederlanden haben aber Anlass gegeben, den postulierten negativen Effekt der Größe der Einheit auf die Partizipationsrate zu hinterfragen.
Hinzu kommt, dass der wissenschaftliche Output zum Effekt der „Size“ durch die Analyse demokratiepolitischer Effekte von Gemeindestrukturreformen neuen Schwung bekommen hat. Soziologische und politikwissenschaftliche Forschung führte zudem vor Augen, dass (zunehmende) lokale gesellschaftliche Heterogenität negativ mit der Partizipationsrate bei Wahlen korreliert.
Gemeinsam mit meinem Kollegen habe ich dazu argumentiert, dass in kleineren Gemeinden der negative Effekt gesellschaftlicher Heterogenität gemindert werden kann. Für den Test der Zusammenhänge haben wir auf Daten zu sieben Gemeindewahlen in den Gemeinden im Bundesland Salzburg zwischen 1979 und 2009 zurückgegriffen (insgesamt 826 Wahlgänge).
Hier geht es zum Journal-Artikel in der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft (Open Access): http://link.springer.com/article/10.1007/s12286-016-0307-8
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Foto: Dennis Skley cc licence by nd