Womit wir uns beschäftigen

Über die Aufgabe professionellen Begleitens und Innovierens in heutiger Zeit

Wir erleben einen scheinbar unbegreifbar und schwer kontrollierbar gewordenen Wandel sowie krisenhaft wie überfordernd wahrgenommene Situationen, in der Regel verbunden mit einem eher pessimistischen Blick in die Zukunft.

Aber wie sich im Wandel orientieren, wie Herausforderungen gestaltbar machen und wie optimistisch in die Zukunft blicken?

Mir fallen dazu verbreitete Einstellungen und Verhaltensweisen und -muster ein, die sich gerade dafür als Barrieren erweisen:

Kurzfristiges Denken: Es geht in der Regel darum, den beruflichen, geschäftlichen bzw. politischen Alltag zu überstehen, unmittelbare Probleme zu bewältigen, oder einfach zu überleben. Für tieferliegende Ursachen von Problemen, für längerfristige Herausforderungen fehlen Zeit und Ressourcen. „Wir hätten so viele wichtige Themen, um die wir uns kümmern müssten. Aber jetzt kommen wir schon wieder nicht dazu“, so eine Aussage von Gemeindeverantwortlichen.

(Systemische) Tendenz zur Geschlossenheit von Organisationen: Was wir nicht auf der Agenda, im Blickfeld oder auf dem Radar haben, sparen und blenden wir aus – auch aus Zeit- und Kostendruck. Auch wenn es wichtig wäre. Auch wenn es um mögliche relevante Anregungen aus dem Umfeld geht, um neue Kooperationspartner, um Potenziale von MitarbeiterInnen, um vorhandenes Wissen, um gute Ideen und Anregungen – um das, was sich unter der Spitze eines Eisberges befindet und bedeutsam sein könnte.

Sackgassenverhalten: Wir halten an bestehenden Vorstellungen, Zielen, Strategien, Verfahrensweisen und Lösungen fest, auch wenn wir die Gewissheit und Selbstsicherheit verloren haben, dass es sich um die „richtigen Dinge“ handelt oder dass wir die Dinge „richtig“ machen (z.B. Wintertourismus weiter so wie gehabt, aber ohne Schnee). Sachzwänge wie Gewohnheiten behindern eine aktive Auseinandersetzung mit neuen Möglichkeiten, Auswegen und Alternativen, mit Zukunftsstrategien, für die wir motiviert eintreten können und in denen wir einen Sinn sehen.

Allein zu Hause: Wir verlassen uns sicherheitshalber nur auf uns selbst als auch anderen zu vertrauen. Gegenüber einem möglicherweise kooperativen Umfeld und möglichen Verbündeten sind wir misstrauisch. Wir übersehen, dass es auch übergreifende, gemeinsame Interessen gibt und dass manche Dinge nur gemeinsam wahrgenommen und gelöst werden können. Kooperationen scheitern nicht daran, weil sie gar nicht funktionieren können, sondern weil niemand daran glaubt.

Realitätsverweigerung: Wir ignorieren gesellschaftliche Veränderungen, so zum Beispiel die Tatsache, dass wir ein Einwanderungsland und eine inzwischen multikulturelle Gesellschaft sind – mit allen damit verbundenen Herausforderungen und Problemen. Es herrscht die Haltung vor: Wir sind gar keine Einwanderungsgesellschaft, weil wir keine sein möchten, und wir gehen davon aus, dass das, was wir nicht möchten, dann auch irgendwann wieder von selber verschwindet.

Mit unserer Arbeit im Rahmen der conSalis mehrWert-Genossenschaft sind wir mit diesen verbreiteten Merkmalen quasi laufend konfrontiert. Unsere Arbeit besteht im Grunde darin, „gegen“ diese Einstellungen und Verhaltensweisen zu arbeiten, wenn es darum geht, für viele Herausforderungen neue Antworten und Lösungen zu finden.

Gegen kurzfristiges Denken geht es darum, langfristig denken zu können (manchmal auch rückblickend in die Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen), um neuen Sinn zu finden, um neue Motivation zu schaffen, um für Neues Kraft zu schaffen. Gegen tendenzielle Geschlossenheit geht es darum, Anderes und Andere außerhalb der gewohnten Bahnen und Kreise wahrnehmen und dies in die eigene Arbeit integrieren zu können. Gegen Sackgassen plädieren wir für die Kunst von offenen und neugierigen Suchprozessen, um Alternativen, neue Wege und Strategien wahrnehmen und begehen zu können. Gegen Solo-Aktionen geht es um die Wahrnehmung eines möglicherweise unterstützenden Umfeldes, von möglichen Kooperationspartnern und um die Schaffung vertrauensvoller Beziehungen – bei allem Risiko („no risk, no fun!“). Gegen Realitätsverweigerung schlagen wir die Wahrnehmung und Akzeptanz von Veränderung, Wandel, von neuen Entwicklungen vor – als Grundlage dafür, Probleme überhaupt angemessen und ernsthaft angehen zu können.

Dafür vermitteln wir praktisches und wissenschaftliches Wissen, bringen Menschen aus unterschiedlichen „Welten“ und mit verschiedenen Blickwinkeln zusammen, machen neue (Kommunikations-)Räume auf, begleiten Menschen, wobei wir ihre Ressourcen zur Veränderung aktivieren und gestalten Prozesse, damit Menschen wie Organisationen neue wissensbasierte, motivierende und sinnvoll erscheinende Wege gehen können.

Gegen einen pessimistischen Zukunftsblick, gegen unbegreifbaren Wandel und schwer kontrollierbar erscheinende Veränderungen geht es um Neuorientierung und aktive Gestaltung – bei EntscheiderInnen und MitarbeiterInnen in Gemeinden, in Unternehmen oder in der Politik.

Dafür sind wir mit unserer Arbeit unterstützender und mitsuchender? Partner.

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